Unterforderung

Der HB braucht eine qualitative Anreicherung der Aufgaben, die Organisations- und Strukturierungsprozesse ermöglichen und deren Lösung mit Anstrengung einhergeht. Falls dies in der Vergangenheit zu sehr fehlte, müssen die innere und äußere Organisation evtl. gezielt geschult werden, z.B. mit Kalendern, Tagesplänen, dem „Haus des Wissens“ von Sabine Fruth u.ä. .

Da Hochbegabte individuell sind, ist es hilfreich, genau zu erfragen, was den HB im Unterricht stresst oder unterfordert. Oft sind es z.B. nicht die Wartezeiten (hier kann er sich ablenken), sondern die Unterrichtsgespräche (hier muss er zuhören, wird von den Antworten enttäuscht und ungeduldig).

Manche HB sind mit zu einfachen Aufgaben überfordert, weil Sie sich den Sinn nicht erschließen können oder zur Verkomplexisierung neigen.

Man kann mit dem Schüler ein Zeichen ausmachen: wenn alls in Ordnung ist, zeigt er einen lachenden Smiley, wenn es schwer wird für ihn, dreht er ihn auf die negative Seite. Dann kann man genau besprechen, für welche Situationen man Lösungen suchen muss.

Was kann die Schule tun?

  • Der Königsweg ist natürlich, die Aufgaben für den HB anzureichern. Da dies oft sehr aufwändig ist, finden Sie unter dem Icon Unterrichtsmaterialien Möglichkeiten, wie Aufgaben mit wenig Zeitaufwand für hochbegabte Schüler umgestellt und differenziert werden können.

Falls dies nicht ausreichend möglich ist:

  • Erklären der Lehrerperspektive: der Lehrer muss sehen, dass der Schüler den Stoff verstanden hat. Auch deshalb muss man sich melden und HA machen.
  • HB werden oft nicht drangenommen oder nur, wenn keiner sich meldet. Dies ist für den HB oft frustrierend und erhöht die Gefahr, dass er als Streber gesehen wird.
    Um dies zu umgehen, kann man eine Absprache treffen: Der Lehrer muss dreimal pro Stunde gesehen haben, dass HB sich meldet. Der Lehrer kann durch Blickkontakt signalisieren, dass er die Meldung registriert hat.
  • Absprache mit Lehrer bzgl. Aufgaben: Welches Können muss HB zeigen, damit er sich anderen Aufgaben zuwenden kann? (z.B. die beiden schwersten Aufgaben gelöst haben)
  • HB ist oft zu unterfordert, wenn er zu viele einfache Aufgaben lösen muss. Falls alle Aufgaben gelöst werden müssen, soll der HB im Wechsel eine leichte und eine schwere Aufgabe lösen.
  • HB wird oft mit Zusatzaufgaben versorgt, für die er keine Unterstützung braucht, und die ihn insgesamt wenig fördern. Er muß mindestens ein Projekt haben, in dem er gefordert ist und sich weiterentwickeln kann. (vgl. auch Hochbegabung vs. Hochleistung.
    Die folgenden Punkte listen hierfür Möglichkeiten auf:

- Außerunterrichtliche und außerschulische Aufgaben (AGs, Wettbewerbe, Uni...)

- Einbindung in Schulprojekt (Kiosk, Streitschlichtung, Veranstaltungstechnik...)

- ScienceScout, Individualprojekt oder Individualunterricht

- Akzeleration oder Teilakzeleration

  • Wenn die Schule kein sinnvolles Zusatzangebot machen kann, sollte das Ausklinken des Schülers erlaubt und erleichtert werden: Der Schüler darf z.B. lesen, selbst mitgebrachte Materialien bearbeiten, den Raum verlassen o.ä. Der Lehrer gibt dem Schüler ein Zeichen, wenn er wieder am Unterricht teilnehmen muss. 

Was kann der Schüler tun?

  • Während Wartezeiten: Ausklinken: Entspannen, schöne Erlebnisse durchleben, planen, Musikstück durchleben ... oder interessante Aufgaben im Kopf lösen: Rechen- und Knobelaufgaben, Schachpartien, Geschichten ausdenken, „soziale Studien“, Verhalten vorhersagen ....

    Unter dem Icon „Anregende Beschäftigungen“ finden sich weitere Tipps.

  • Themen interessanter machen indem man sich Zusatzaufgaben stellt: Anwendungsgebiete überlegen, in den historischen, philosophischen Kontext einbetten, Ergebnisse als Gedicht oder in anderer Sprache verfassen, Ein Video über die Ergebnisse planen/drehen, das Thema als Lehrbuch für andere aufbereiten ....

Was können Eltern und Berater tun?

  • Themen unterstützen und begleiten
  • Sinn von Routine / Übung / Struktur besprechen. Umsetzung evtl. kontrollieren und belohnen bei gleichzeitigem Schutz vor zu unsinnigen Aufgaben
  • Lernprozesse erfahrbar machen und besprechen z.B. durch Tipp 10 (ein kostenloses Schreibprogramm, bei dem man die Lernkurve verfolgen kann, das Erlernen eines Instrumentes u.ä.
  • Außerschulische Erfolgserlebnisse schaffen

 

Zum Weiterlesen:

Anregende
Beschäftigungen

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